Thüringer Flügeltauben

Rasse des Jahres 2020 im BDRG

Thüringer Flügeltaube


Der Bund deutscher Rassegeflügelzüchter stellt jedes Jahr eine Rasse besonders in den Blickpunkt um die Rasse näherer vorzustellen und dem betreuenden Sonderverein die Möglichkeit zu geben sich und natürlich die Rasse zu bewerben und im Idealfall weitere Mitstreiter für die zukünftige Zucht zu gewinnen. Hierbei folgt ein jährlicher Wechsel zwischen den jeweiligen Rassegruppen. In diesem Jahr fiel die Wahl auf Thüringer Flügeltauben, auch da der Sonderverein der Züchter Thüringer Farbentauben in diesem Jahr sein 110 jähriges Bestehen feiert. Im Folgenden wollen wir die Thüringer Flügeltauben anhand von uns durch die Zuchtfreunde Bernd Herbold und Andreas Kriesche zur Verfügung gestellten Berichten näher vorstellen. Ein Dank auch an Dustin Beyer für die Bereitstellung der Bilder.

Entstehung

Eine der ältesten Rassen unter den Thüringer Farbentauben ist die Flügeltaube. Bechstein geht bereits 1795 ausführlich auf sie ein. Bei der Sondervereinsgründung, damals noch mit Club benannt, erwähnt der Initiator Lützelberger um 1900: Die Schwalben- oder Feetauben schnippig werden schon länger als 50 Jahre im Gebiet um Sonneberg gezüchtet. In der Gründungsversammlung wurde festgelegt, dass die Schwalben- oder Feetauben schnippig grundsätzlich glattköpfig und reinbeinig (glattfüßig) zu sein hat. Nach dieser Zeit muss die Trennung von den Schwalben (vollplattig bezeichnet) vollzogen worden sein. Im Verlauf der späteren Jahre wird dann nur noch von der Flügeltaube geschrieben. Wann genau die Umbenennung stattgefunden hat, lässt sich nicht mehr klar nachweisen. In der noch existierenden Originalmitgliederliste des Clubs, leider ohne Datum, aber mit großer Wahrscheinlichkeit nach 1922 herausgegeben, wird der Initiator Lützelberger, der 1925 verstorben ist, nicht mehr genannt. Gottlieb Schönheit Nr. 4 der Mitgliederliste schreibt in der Geflügel-Börse von 1929, dass er die gesamte Zucht von dem verstorbenen Lützelberger übernommen hat. Bis dahin hatten sich bereits zwei Hochburgen der Thüringer Flügeltauben gebildet. Im Raum Sonneberg/Coburg und im mittleren Erzgebirge. Zu den damaligen Sonderschauen wurden um die 200 Tiere gezeigt. Schon damals wurde eine langgestreckte Taube mit schmaler Flügelzeichnung und geschlossenem Herz gefordert. Nach dem 2. Weltkrieg hat sich die Flügeltaube stark verbreitet, sodass im Thüringer Wald und im Erzgebirge um die 300 Tauben auf Sonderschauen ausgestellt wurden. 1950 wurden die Tiere mit Überlänge erstmals kritisiert. Auf der Ausstellung in Steinach 1957 hat der Preisrichter Hartie Müller Flügeltauben mit überlangen Schwanzfedern zurückgestuft und damit für die weitere Zuchtentwicklung deutliche Zeichen gesetzt. 1951 wurde der Sonderverein der Thüringer Farbentauben in der Bundesrepublik gegründet und die Flügeltaube wurde sehr schnell zur beliebtesten Rasse. 

Über viele Jahre stellten die Flügeltauben etwa 30 Prozent bei Sonder- und Großschauen in der Bundesrepublik. Zum 90-jährigen SV-Jubiläum 2000 in Plaue bei Arnstadt haben sich etwa 800 Flügeltauben von insgesamt 3200 Thüringer Farbentauben vorgestellt. 2010 zum 100-jährigen SV-Jubiläum in Leimbach wurden 850 Flügeltauben von insgesamt 3500 Thüringer Farbentauben aufgeboten. Im Januar 2020 zur HSS in Kaunitz präsentierten sich 530 Flügeltauben von insgesamt 2311 Tieren. 

Heute ist die Flügeltaube weit über das Stammland hinaus eine der beliebtesten Farbentauben Deutschlands, Hollands und Dänemarks. Einige sehr engagierten Zuchtfreunde aus Holland und Dänemark beschicken seit vielen Jahren unsere HSS mit Spitzentieren.    B.Herbold

Rassemerkmale:

Die Thüringer Flügeltaube sollte eine kräftige langgestreckte elegante Feldtaubengestalt mit fast waagerechter Haltung sein. Farbig sind die Schnippe und die Flügel einschließlich der Daumenfedern mit Ausnahme des Schultergefieders. Man spricht auch von der Gräfin unter den Farbentauben.


Der Kopf ist länglich rund, glatt oder mit Rundhaube, die in Rosetten endet. Die Augen sind dunkel mit schmalem roten Rand.

 

Der Schnabel ist bei Rot- und Gelbfarbigen fleischfarbig, bei Schwarz- und Blaufarbigen ist der Oberschnabel schwarz, hornfarbig bei blaufahl und blaufahlgehämmert, dunkelhornfarbig bei rotfahl und rotfahlgehämmert und hellhornfarbig bei gelbfahl und gelbfahlgehämmert. Der Unterschnabel ist bei allen Farbenschlägen fleischfarbig.

 

Der Hals kommt kräftig aus den Schultern und verjüngt sich gut nach oben. Die Kehle ist gut ausgerundet. Die Schultern sind breit und bilden die Basis für ein langes gut ausgeformtes Herz. Der Flügel soll langgestreckt und schmal erscheinen, fest anliegen und einen zarten Herzschluss bilden. Die Beine sind mittellang und glatt, die Krallenfarbe ist ohne Bedeutung. Das Gefieder sollte gut anliegen. Schmalzkiele sind gestattet.

 

Anerkannte Farbenschläge:

Schwarz, Rot, Gelb, Blau mit schwarzen oder ohne Binden, Blaufahl mit dunklen oder ohne Binden, Rotfahl, Gelbfahl, Blaugehämmert, Blaufahlgehämmert, Rotfahlgehämmert, Gelbfahlgehämmert, Blaubronzegeschuppt, Blaufahlsulphurgeschuppt, Weißbindig und Weißgeschuppt in schwarz, rot, gelb, blau und blaufahl, Gescheckt in schwarz, rot, gelb, blau und blaufahl.

 

Alle Farben sollen rein und die Lackfarben besonders glanzreich sein. Die Schwarzen, Roten und Gelben mit durchgefärbten Unterflügeln, dabei sind einzelne weiße Federn gestattet.

 

Bei allen anderen Farbenschlägen spielt die Unterflügelfarbe für die Bewertung keine Rolle. Die Gehämmerten und Geschuppten werden mit klarer Flügelzeichnung auf deutlicher Grundfarbe gefordert. Die Schwarz-Weiß-Geschuppten mit Finkenzeichnung, Blau-Weiß, Blaufahl-Weiß-,Bronze-und Sulphurgeschuppten haben einen schwarzen Schuppungssaum. Bindige haben eine lange gleichmäßig getrennte Bindenführung. Die Gescheckten haben einen gescheckten Flügel, Hand- und Armschwingen sind möglichst gleichmäßg gescheckt, wobei die beiden äußeren Handschwingen farbig sein müssen. Die Schnippe soll an der Schnabelwarze ansetzen bis Höhe Augenmitte, Augenränder und Schnabelwinkel nicht erreichend.

 

Grobe Fehler sind u.a.:

kurzer schwacher Körper, Kopfplatte, angelaufener oder matter Augenrand, fleckiger Unterschnabel, angelaufener Oberschnabel bei rot und gelb, auslaufende Schnippe, farbige Herzfedern, unreine Farben, Bindenansatz bei Hohligen, rostige Binden, schilfiger Schwung außer bei weißbindig und weißgeschuppt.

 

Oft wird von zu langen Flügeltauben gesprochen und geschrieben. Die Proportionen müssen stimmen. Ein schmaler Flügel mit gut eingebautem Flügelbug, breitem gut ausgeformten Herz sowei zartem Herzschluss und eleganter Halsführung verlangen auch eine gewisse Körperlänge, erst dadurch kommt die elegante Erscheinung der Thüringer Flügeltauben zur Geltung.                                    A.Kriesche


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